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Erst „Spadaka“ – dann Post

Im 19. Jahrhundert begann die Geschichte der Genossenschaftsbanken. Missernten und Hungersnöte bedeuteten in dieser Zeit für Bauern, Handwerker und kleine Unternehmen große soziale Not. Die genossenschaftliche Idee „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele“ entstand und bot einen Weg aus der Existenzkrise.

Am 26. Februar 1892 gründeten 33 Männer die Spar- und Darlehenskasse Ramelsloh. Beratend zur Seite stand
ihnen der Wanderlehrer August Fricke von der Königlichen Landwirtschafsgesellschaf in Hannover, die ab 1885
die Gründung genossenschaftlicher Vereine nach dem Vorbild von Friedrich Wilhelm Raiffeisen förderte. Vier Gründungsmitglieder wurden in den Vorstand gewählt, erster Rendant wurde Fritz Eggert. Er erhielt als Vorsitzender und Rechnungsführer eine Vergütung von 50 Mark. Als er 1896 verunglückte, folgte ihm Pastor Heinrich Freund. Er führte die Geschäfte nebenamtlich im alten Pfarrhaus am Domplatz. Kassenstunden waren dienstags und freitags von 19 bis 22 Uhr. 1914 verbuchte die Kasse einen Jahresumsatz von 498.798 Mark. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und zum Ende der Inflation, im November 1923, waren alle Barmittel verloren. Nachfolger von Rendant Pastor Freund wurde Malermeister Willy Poppe. Er übernahm die Kasse mit einem
Barbestand von 13 Rentenmark. Sein Wohnhaus (Nr. 117), heute Marxener Straße 4, wurde zum Sitz der Spadaka.
Rechts vom Eingang führte Poppe von 1923 bis 1953 die Geschäfte in seinen freien Mittags- und Abendstunden.

1942 verzeichnete die Spadaka Ramelsloh zu ihrem 50-jährigen Bestehen 162 Mitglieder und eine Bilanzsumme von 1,5 Mio. Reichsmark (RM). Nach dem Kriegsende 1945 kamen schwere Zeiten: Die Konten wurden durch die britische Besatzungsmacht gesperrt, das Tausch- und Schwarzgeschäft blühte. Drei Jahre später, am 20. Juni 1948, kam mit der Währungsreform die Deutsche Mark (DM). Die Nacht davor verbrachte Dorfpolizist Emil Lange
in der Bankstube und bewachte das neue Geld. Die Kasse begann mit einer Bilanzsumme von 177.407 DM; nach
2,6 Mio. RM in der Schlussbilanz. Die Spargelder wurden wieder wertlos. Noch in den 50er Jahren wurde zwar
ein Tresorraum eingebaut, doch 1956 zog die Kasse in ein eigenes Gebäude in der Harmstorfer Straße. Bereits 1963 war dieses wieder zu klein, die Bank zog in die Horner Straße 3 um. 1970 fusionierte die Spadaka Ramels￾
loh mit der Volksbank Nordheide eG in Hanstedt. Weitere Fusionen, Modernisierung und Technisierung folgten und
veränderten das Bankgeschäft laufend. 2017 zog die heutige Volksbank Lüneburger Heide schließlich in die jetzigen Räume an der Ohlendorfer Straße 5.

Die Ramelsloher Post befand sich meist dort, wo der Posthalter wohnte. Dokumentiert ist die Post unter an anderem im Ramelsloher Hof, wo sie bis in die 1930er Jahre unter Leitung von Familie Schwarzkopf stand. Die Wirtschafskrise zwang die Familie von Otto Schwarzkopf schließlich zum Verkauf von Gast- und Landwirtschaf. Mit
Magda und Ernst Schwarzkopf zog das Postamt in die Enge Straße. 1966 wurde Ilse Mencke, geb. Poppe, Bankkaufrau und Enkelin von Willy Poppe, Posthalterin. Die Ramelsloher Post wurde in das Haus von Horst und Ilse Mencke in die Marxener Straße 4 verlegt. In den ersten Jahren befand sie sich in der ehemaligen Stube,
nur durch eine Schaltertür vom Hauseingang und Flur getrennt. 1977 zog der Postschalter dorthin, wo Großvater Poppe schon einmal die Spar- und Darlehenskasse hate. Ein kleiner Anbau für einen separaten Eingang wurde errichtet, vor allem aber eine schusssichere Schalteranlage und eine Telefonzelle.

Von 1907 bis 1946 war Karl Soetebeer „Postschaffner“, wie die Briefträger damals genannt werden. Die Postagentur für die Dörfer Ramelsloh, Ohlendorf, Holtorfsloh und Horst wurde zusammengefasst, vier Postschaffner trugen auf Fahrrädern die Post aus. Zunächst mussten die Sendungen jedoch vom Bahnhof
in Marxen, später dann aus Harmstorf abgeholt werden – natürlich mit dem Fahrrad. Erst in den dreißiger Jahren
kam die „Landverkrafung“; Kraffahrzeuge brachten die Post zu den Postagenturen in die Dörfer.

1946 wurde Otto Bleich Dorfbriefträger. In den 80er Jahren wurde die Post erst über Maschen, dann über Meckelfeld verteilt, die Zustellung per Drahtesel wich den gelben Postautos. Später zog die Postagentur unter anderem in Knolles Markt und in die „TeeInsel“, die die Post schließlich mit nach Ohlendorf nahm. Heute hat Ramelsloh
keine eigene Postfilialemehr.

Wer mehr erfahren will … hier geht es zum Schild als pdf:

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