Diese Station auf dem Ansgar-Rundweg steht exemplarisch für die Ramelsloher Landwirtschaf. Ein Großteil der Menschen lebte noch bis ins 20. Jahrhundert hinein in mehreren Generationen auf Höfen unter einem Dach und betrieb Ackerbau und Viehzucht. Rund um die Kirche schmiegen sich in der Dorfmitte die Höfe, die ehemals zum Stift gehörten. Richtung Dorfrand standen die Höfe der Kötner oder auch Abbauerstellen. Deren Bewohner bewirtschafteten kleinere Ackerflächen und betrieben teilweise Handwerk.
„Smääs“ oder der „Soltausche Hof“ (Hof 15) stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo sich heute
das Feuerwehrhaus und das Schützenhaus befinden. Der Hofname „Smääs“ deutet auf die Tätigkeit seiner Bewohner hin: Es handelt sich um die plattdeutsche Bezeichnung für den Schmied. Dokumentiert wird
1430 die Schmiede Lemeke. Der Smääs-Hof bestand 1833 noch aus zwei Kötnerhöfen an der heutigen Breiten Straße, sie gehörten zu dieser Zeit Christan und Christoph Soltau und wurden als Halbhof in der Dorfmitte geführt.
Die Hoferbin von Smääs, Hermine („Toni“) Soltau, baute 1909 mit ihrem Mann Fritz Menck außerhalb des Dorfes Richtung Harmstorf ein neues Haus das Gasthaus „Zur Seeve“. Schon Jahre zuvor haten sie dort einen Schieß
stand und einen Saal errichten lassen. Neben dem Gasthaus wurde weiterhin noch Landwirtschaf betrieben. Nach dem Umzug des Paares 1909 wurden das alte Wohnhaus und die Stallung von Smääs Hof abgerissen. Das Häuslingshaus „Der lange Jammer“ (Hof 14) war auch unter dem Namen Cohrs bekannt; es blieb stehen.
Der bildhafte Beinamen war im Volksmund entstanden. Ursprünglich war das Haus eine Wohnung für Knechte, Kuhhirten oder Erntehelfer mit vier Wohnungen. Auch arme Menschen fanden hier teils Unterbringung.
Nach 1910 übernachteten im Langen Jammer vor allem Handwerksburschen. Später wurde das Haus auch als Begegnungsstäte für Schüler des Wilhelmsburger Gymnasiums sowie als „Heidjerheim“ für Heidewanderer genutzt.
1967 wurde das Gebäude an der heutigen Breiten Straße 25 bis 27 schließlich aufgrund von Baufälligkeit auf amtliche Anordnung hin abgerissen. Nach Aussage des früheren Heimatforschers Walter Schwarzkopf gehörte
der Lange Jammer zu den ältesten Gebäuden im Landkreis Harburg. Die letzte Besitzerin Antonie Rühmann
schätzte das Haus nach Angaben ihrer Urgroßmutter (1902 verstorben) weit über 250 Jahre alt.
„Döntjes“:
Eine Geschichte aus dem Reich der Legenden, die sich laut Schwarzkopf mit dem Alter beschäftigt, besagt Folgendes: Als die Arche Noah durch das norddeutsche Tiefland zog, blieb sie in den Dünen zwischen Ramelsloh und Ohlendorf stecken und zerbrach. Eine Hälfe trieb nach Ramelsloh und blieb dort als „Langer Jammer“ liegen. Es war die Hälfe wo die Elefanten untergebracht waren. Wozu sonst das große, später zugemauerte Tor auf der einen Seite? Die zweite Hälfe der Arche kam in Thieshope an Land. In ihr befand sich Vieh – ganze
Herden. Daher der plattdeutsche Name „Herrenkaben“ (Herdenstall) für Thieshope.
Hofnamen und Hofentwicklung
Plattdeutsche Hofnamen sind in unserer Region eine Besonderheit, die für Alteingesessene eine
sichere Orientierung bedeuten, Zugezogene oder Besucher jedoch verwirren.
Eine Liste der Höfe und ihrer Beinamen finden Interessierte online. Rund 30 Hofstellen sind in
Ramelsloh dokumentiert, davon gehörten 14 früher zum Stift. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1970er Jahre wurden insgesamt 88 landwirtschaftliche Betriebe gezählt. Noch 1963 produzierten 82 Betriebe Milch und lieferten diese bis 1972 morgens an 12 „Milchböcke“ ab. Diese Sammelstellen funktionierten seit den 1930ern als Laderampe für den Milchwagen, der morgens um 7 Uhr die Milch in rund 150 unterschiedlich großen Kannen vom Bock abholte und zur Meierei nach Brackel fuhr. Eine Kanne wog bis zu 23 kg, Hin- und Rücktransport bedeutete auch mit dem Traktor Schwerstarbeit. Das „Höfesterben“ macht auch vor Ramelsloh nicht halt. Heute besitzt das Dorf nur noch einen Hof, der Landwirtschaft im Vollerwerb betreibt und Milch produziert.
Wer mehr erfahren will … hier geht es zum Schild als pdf: